Infoblatt - Giardieninfektion

Giardieninfektion – Giardiose:

Empfehlungen

Giardien sind einzellige Parasiten, die nur unter dem Mikroskop erkannt werden können. Giardien gehören zu den häufigsten Darmparasiten weltweit (in Deutschland ca. 20% aller Hunde). Auch die Infektionsrate für den Menschen steigt in Deutschland kontinuierlich an, vermutlich durch den vermehrten Tourismus, Migration u.a. Giardien besiedeln den Darm und verkapseln sich dort. Symptome sind Appetitlosigkeit, Erbrechen, Übelkeit, Durchfälle und zunehmender Gewichtsverlust.

Betroffen sind meist Welpen und immungeschwächte alte Hunde. Erwachsene, sonst gesunde Hunde bleiben meist symptomlos, aber tragen zur Verbreitung der infektiösen Erkrankung bei (durch Ausscheiden der infektiösen Zysten). Da es sich um eine Zoonose handelt, also um eine auf den Menschen übertragbare Erkrankung, sind hygienische Vorsichtsmaßnahmen unbedingt erforderlich und sehr sinnvoll.

Allerdings gibt es unterschiedliche Giardiengattungen und nicht alle sind für den Menschen bedeutsam, so dass eine Infektion über verunreinigtes Trinkwasser oder Gemüse beim Menschen der häufigste Infektionsweg ist und selten über den Hund erfolgt, da er meist mit einer anderen Giardiengattung bzw. Genotyp besiedelt ist.

Aus diesem Grund sollten Neuankömmlinge unbedingt nach Ankunft gebadet werden, um die Zysten aus dem Fell auszuwaschen. Am Ankunftstag sollte gleich mit Panacur® (entsprechend dem Körpergewicht) über mindestens 5-7 Tage begonnen werden (dies entspricht den neusten veterinärmedizinischen Kenntnissen und Empfehlungen!). Eine Wiederholung der Therapie wegen der hohen Rezidivgefahr ist nach 5-10 Tagen sinnvoll. Dies gilt auch für symptomlose Hunde! Leider ist die Behandlung über 3 Tage wie im Beipackzettel vom Hersteller empfohlen, in der Praxis nicht ausreichend, insbesondere nicht bei unseren Auslandstierschutzhunden aus Zwingerhaltung unter primitiven Bedingungen. Aus seuchenhygienischen und medizinischen Gründen sollte die Therapie sofort bei Ankunft beginnen, zum einen um den Keim nicht weiterzuverbreiten, zum anderen sollte keine unnötige wertvolle Therapiezeit verstreichen.

Unter den Tierheimbedingungen in Spanien ist mit einer 100%igen Durchseuchung mit Giardien zu rechnen. Obwohl die Hunde gerade vor den notwenigen Impfungen regelmäßig behandelt wurden, ist eine sofortige Reinfektion nicht zu vermeiden. Wenn nun mit der Therapie abgewartet wird oder nicht ausreichend behandelt wird, vermehren sich die Giardien wieder und die Gefahr einer dauerhaften Schädigung der Darmschleimhaut wird wahrscheinlicher.

Panacur bzw. Febendazol (das ist der Wirkstoff) ist nach wie vor das Mittel der ersten Wahl. Metronidazol (Clont® wird auch beim Menschen angewendet) ist weniger wirksam und hat erhebliche Nebenwirkungen wie ausgeprägte Übelkeit und neurologische Symptome.

Stuhlproben können trotz Befall negativ (also ohne Nachweis der Giardien) ausfallen, da Giardien gerade bei symptomlosen Hunden unregelmäßig ausgeschieden werden, zum anderen sind sie nur in einer ganz frischen Kotprobe sicher nachweisbar.

Neue Untersuchungen lassen in Deutschland den Schluss zu, dass vermutlich fast jede 2. Katze von Giardien infiziert ist. Die Giardieninfektion betrifft somit keines Falles nur Hunde aus dem südlichen Ausland. Folge einer chronischen Darminfektion sind Maldigestion (Verdauungsstörungen) und Malabsorption, d.h. wichtige Nährstoffe, Spurenelemente, Vitamine u.a. werden nicht mehr ausreichend durch den Darm aufgenommen. Zusätzlich steigt durch die gestörte Immunabwehr das Risiko für Coinfektionen mit Würmern und anderen Parasiten.

Unter der Therapie sollten die "Häufchen" gleich in verschließbaren Beuteln entsorgt werden. Insgesamt sind hygienische Maßnahmen das Wichtigste, damit sich der Hund nicht gleich wieder reinfiziert. Dazu gehören: Decken sollten über 60°C gewaschen werden (am besten den ganzen Hundkorb mit einem kochbaren alten Bettbezug beziehen). Hundespielzeug sowie Futter-und Wasserschüsseln mit heißem fast kochenden Wasser säubern. Ideal ist ein Dampfreiniger.

Somit ist man bestens gerüstet, diesen Parasiten rasch und effektiv zu verbannen und dafür zu sorgen, dass andere Hunde nicht angesteckt werden. Idealerweise sollte die Entwurmung der eigenen Hunde mit dem Ende der Therapie des Pflegehundes koordiniert werden. Bis der Infekt ausreichend behandelt ist, sollten Hunde natürlich nicht in die Hundeschule oder in eine Welpengruppe.

Parallel sollte die Darmflora aufgebaut werden und der Hund sollte leicht verdauliche Kost erhalten. Es eignet sich Reis, zusammen gekocht mit etwas Putenfleisch und Karotten (eine Alternative sind auch getrocknete Karotten wie OLEWO). Dazu sollte immer ein Löffel Frischkäse gegeben werden. Unter den warmen Reis kann auch ein kleines Stück geriebener Apfel (enthält Pektine) oder ein Stück Banane gemischt werden. Auch eine Messerspitze Heilerde (zur oralen Anwendung) sowie eine Messerspitze Flohsamen (Plantago ovata) ist empfohlen.

Bei starkem Durchfall sind zusätzlich Darmtherapeutika mit physiologischen Darmbakterien sinnvoll (z.B. Bactisel). Hat der Hund einen starken Flüssigkeitsverlust sollte mehrfach täglich Fleischbrühe gegeben werden. Generell sollten kleine Portionen und 3-4 mal (bei Welpen 5-6 mal) gefüttert werden. Ein unschlagbares Heilmittel ist nach wie vor die Morosche Karottensuppe. Sie wird inzwischen auch beim Menschen mit chronisch- entzündlichen Darmerkrankungen empfohlen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn. Diese Diät sollte konsequent durchgeführt werden bis der Hund keinen Durchfall mehr hat, dann kann Schritt für Schritt Trockenfutter zugemischt werden. Auf Kauknochen und Leckerchen sollte ebenfalls verzichtet werden. Eine gute Alternative ist aber auch ein Kong (im Fachhandel erhältlich, aus nicht zerstörbarem Hartgummi), den man mit Frischkäse (evtl. auch gemischt mit Reis) füllen kann. Langes Schlecken wirkt entspannend, weil dadurch Hormone im Gehirn ausgeschüttet werden, die den Hund beruhigen.

Alle unsere Empfehlungen beruhen auf den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen und sind durch enge Zusammenarbeit von Tierärzten und Humanmedizinern für Euch zusammengetragen worden. Es gibt jedoch keinen Grund, Euch zu viele Sorgen zu machen. Die meisten Probleme machen nämlich eine verkannte Giardieninfektion, die nicht oder falsch oder gar als Allergie verkannt therapiert wird. Eure Hunde haben eine anstrengende Zeit hinter sich, nun brauchen sie Zeit, Geduld und eine gewissenhafte Umsorgung. Wenn Ihr Fragen habt, stehen Euch Eure Betreuer jederzeit zur Verfügung.

Alle unsere Tipps haben wir auch auf unserer HP in der Rubrik- Rund um den Hund – Gesundheit zusammengestellt.

Euer Team von A.S.P.A. friends e.V.

© K. B. für A.S.P.A. friends e.V. - 2018

Top

Newsletter

Zurzeit haben wir keinen Newsletter für Sie